Die Entlohnung von Taxifahrern: Eine Beispielrechnung
Dienstleistung für eine handvoll
Euros? Stundenlöhne von 3 - 4 €/h durch Provisionsbezahlung
Seit Jahrzehnten arbeiten TaxifahrerInnen nach demselben Arbeits- und Entlohnungssystem, dass der überwältigenden Mehrheit der FahrerInnen kein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Vielmehr fristen sie ein Dasein knapp über der Armutsgrenze. Aufgrund des geringen Einkommens fallen die Beiträge zur Rentenversicherung ebenfalls niedrig aus, was dazu führt, dass die große Mehrheit der viele Jahre (20 und mehr Jahre) in diesem Gewerbe beschäftigten Arbeitnehmer nach Erreichen des Renteneintritts aus Geldmangel weiterhin auf der Taxe ein Zubrot verdienen müssen.
Dabei liegt es nicht an mangelndem Fleiss sondern an der Art der Bezahlung, dass das Einkommen so gering ist. Kaum jemand weiss, dass TaxifahrerInnen in Bremen und in allen anderen Städten keinen festen Stunden- oder Monatslohn erhalten, sondern fast ausschließlich mit einer Provision vom erzielten Umsatz bezahlt werden. Dies wiegt umso schwerer, da die teilweise erheblichen Wartezeiten an den Halteplätzen nicht bezahlt werden. So erkärt sich der extrem niedrige errechnete Stundenlohn von unter € 4,--
(Schicht-Umsatz * Provision) / Schichtzeit, Bsp.: (100 € * 40%) / 12 Std. = 3,33 € /Std. !
Bei einer angenommenen Anzahl von zehn Fahrten pro Schicht von durchschnittlich je ca. 15 Min. Dauer ergibt sich eine effektive Arbeitszeit (=Einkommenszeit) von 2,5 Std.; die restlichen 9,5 Std. hält man sich bereit und verdient keinen Cent !
Wartezeiten sind unbezahlte Arbeitszeit !
Ein Zitat von der Seite Initiative Mindestlohn:
"Doch wenn du wie ich mal von Hartz IV gelebt hast, sind 50 Euro am Tag eine Menge Geld. Früher musste ich manchmal zur Tafel gehen und mir dort vergammeltes Gemüse holen. Und: Ich habe nun eine Arbeit – das ist das Wichtigste. Das Geld reicht zwar immer noch nicht zum Leben, auch wenn ich 50 bis 70 Stunden die Woche arbeite. Aber ich muss nicht mehr zum Jobcenter. Ich habe Wohngeld beantragt, und damit komme ich gerade so hin. Ich glaube, meine Chefin könnte mehr bezahlen, wenn sie wollte. Das Problem ist aber auch, dass es zu viele Fahrer gibt. Und gleichzeitig geht das Geschäft zurück"
23.12.2014 - WESER-KURIER Mindestlohn mischt Branche auf: Taxifahren
wird teurer
Der bundesweit tätige und renommierte Taxengutachter Krause sagt: "Die angestellten Fahrer werden nach seiner Einschätzung auch weiterhin nur auf Umsatzbeteiligung unterwegs sein, die verlangten
Arbeitszeit-nachweise würden dann entsprechend angepasst" (MEDIENBERICHTE)
19.12.2014 - WESER-KURIER Taxifahren in Bremen wird
teurer
Der Einführung des Mindestlohns im Januar sehen viele Taxiunternehmen mit Skepsis entgegen. Taxifahrer hatten sich in den vergangenen Monaten mehrfach zum anstehenden Mindestlohn geäußert. So
befürchtet die Interessengemeinschaft Bremer Taxifahrer, dass er bei den Fahrern gar nicht ankommen werde. (MEDIENBERICHTE)
Der lange Weg zur Taxigewerkschaft
Kein Urlaubsgeld, kein Krankengeld, Wartezeiten werden nicht bezahlt: Angestellte Taxifahrer in Hamburg, Bremen und Lübeck beginnen sich zu wehren.
Die Fahrer haben keine Lobby - Fünfzig Jahre weggeschaut
Das Taxigewerbe wuchert weitgehend unkontrolliert. Nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit. So machen es sich die Kommunen einfach. Dass Fahrer dafür prekär bezahlt werden, interessiert sie nicht. Taxiunternehmer dürfen ihre Angestellten nicht nach Taxameter, also nach gefahrenen Touren bezahlen. Das wäre Akkordlohn und ist verboten. Seit fünfzig Jahren steht das im Personenbeförderungsgesetz. Doch die Städte setzen das Gesetz nicht um. Warum fällt das erst jetzt auf? Weil Taxifahrer keine Lobby haben.