Interessenverband der Taxifahrer: Arbeitsbe- dingungen im Fokus
Von York Schaefer
Bremen. Nach Abschaffung der umstrittenen Pflichtschulungen könnten sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft Bremer Taxifahrer (IG) eigentlich zurücklehnen, sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und stolz auf das Erreichte sein. Stolz sei man auch, sagte Marco Bark, Vorsitzender der Interessengemeinschaft, jetzt bei der ersten Vollversammlung im Bremer DGB-Haus.
„Wir sind stolz darauf, die erste Fahrervertretung dieser Art in Deutschland zu sein. Wir haben 250 Mitglieder, das ist eine Leistung und wir haben das zusammen geschafft“, betonte Marco Bark. Die Interessengemeinschaft war im April dieses Jahres gegründet worden, als die Funkzentrale und Arbeitgebervertretung Taxi-Ruf verkündet hatte, Fahrer sollten sich auf eigene Kosten schulen lassen. Nun will sich die IG auch für langfristige Ziele einsetzen. Die Mitglieder streben eine allgemeine Verbesserung der oft prekären Arbeitsbedingungen für Taxifahrer an, heißt es.
Es geht den Mitgliedern der Interessenvertretung um vernünftige Arbeitsverträge und Themen wie Urlaubsansprüche, Mitbestimmung und eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. „Wir wollen unsere Mitglieder nicht nur gegenüber dem Taxi-Ruf vertreten, sondern auch bei Entscheidungen, die das Taxi-Gewerbe generell betreffen, mitreden“, betonte Marco Bark. Ihn hatten zuvor die die etwa 70 anwesenden IG-Mitglieder ebenso wie Kay Düvell und Hans-Georg Enter als Vorständler einstimmig wiedergewählt.
Auch in anderen Städten wie Hamburg und Lübeck organisieren sich inzwischen Taxifahrerinnen und –fahrer für bessere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel auch für einen Mindestlohn. Die Bremer IG, die sich über Spenden finanziert, will sich in Zukunft auch Fahrern aus dem näheren Umland öffnen, um beispielsweise beim Aufbau ähnlicher Organisationen in der Region zu helfen.
Um generell noch stärker auftreten zu können, wollen sich die Bremer Taxi-Aktivisten künftig auch mit anderen Berufsgruppen aus dem Niedriglohnsektor vernetzen, etwa mit Gebäudereinigern oder Kassiererinnen. „Wir müssen uns mit denen solidarisieren, denen es genauso geht“, sagte Vorstandsmitglied Hans-Georg Enter.
Einige Taxifahrer befürchten allerdings, als junge Interessengemeinschaft noch nicht reif für eine branchenübergreifende Zusammenarbeit im Kampf für bessere Arbeitnehmerrechte zu sein. Eine Satzungsänderung in diese Richtung haben die Mitglieder trotzdem mit deutlicher Mehrheit auf dem Weg gebracht.
„Der Zusammenhalt unter den Fahrern muss noch stärker werden. Es darf keine Ängste vor den Taxi-Unternehmern und dem Taxi-Ruf geben“, forderte Vorstandsmitglied Kay Düvell. In der vergangenheit waren vereinzelt Gerüchte über Mobbing gegen IG-Mitglieder aufgetaucht.
„Wenn jemand Sanktionen erfährt, müssen wir ihm den Rücken stärken. Das muss den Unternehmern klar sein“, sagte ein Fahrer kämpferisch.