20.07.2017 - Artikel im Weser-Kurier

Breite Front gegen Abschaffung des Frauen-Nachttaxis

Die Überlegungen zur Abschaffung des Frauen-Nachttaxis rufen die Bremer Politik auf den Plan. Allgemein wird dieser Vorstoß bedauert. Die Linke spricht von einem „frauen-politischen Rückschritt“.

Von André Fesser

Das Frauen-Nachttaxi muss extra beim Taxi-Ruf angefordert werden. Dadurch wird die Nutzung zu kompliziert, sagen Kritiker. (dpa)

 

Die geplante Abschaffung des Frauen-Nachttaxis sorgt für Diskussionen. Wie berichtet, beabsichtigt das Taxi-Gewerbe, diese vergünstigte Leistung nicht mehr anzubieten, da sich die Nachfrage deutlich verringert haben soll. In der Bremer Politik kommt dieser Plan aber nicht so gut an.

 

„Wenn das Angebot in der letzten Zeit nicht mehr angenommen wurde, sollten wir den Ursachen nachgehen, denn dass sich das Sicherheitsgefühl der Frauen so stark verändert hat, ist sehr unwahrscheinlich“, sagt Sybille Böschen, die gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft.

 

Das Frauen-Nachttaxi gibt es in Bremen seit Anfang der Neunzigerjahre. Es soll Frauen und Mädchen dazu dienen, zwischen 18 und 6 Uhr sicher nach Hause zu kommen. Dazu können sie über die Taxi-Zentrale eine solche Fahrt anfordern; die Fahrt selbst kostet sie dann bis zu 30 Prozent weniger als beim herkömmlichen Taxi-Tarif. Im Preis inbegriffen ist die Begleitung von Tür zu Tür. Die Fahrgäste können sich von den Taxifahrerinnen oder -fahrern also auch zu Fuß im Dunkeln bis vor die Tür begleiten lassen.

 

Nach Meinung der stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Kirsten Kappert-Gonther, handelt es sich hierbei um einen wertvollen Dienst. Dass das Angebot nun eingestellt werden soll, sei enttäuschend. Und auch CDU-Kollegin Silvia Neumeyer, stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion, hält das Frauen-Nachttaxi für „ein sinnvolles und gutes Angebot, um Frauen den sicheren Nachhauseweg zu garantieren“.

 

Überprüfung des Konzepts

 

Allerdings sei es in seiner bestehenden Form nicht praktikabel und in der Vergangenheit viel zu wenig beworben worden. Die Folge sei die geringe Nachfrage. Neumeyer empfiehlt aber, vor einer Abschaffung noch einmal nachzudenken: „Statt das Frauen-Nachttaxi nun einfach zu streichen, würden wir eine Überprüfung des Konzepts und eine Modernisierung begrüßen.“

 

Auch bei den Linken regt sich Kritik an der geplanten Abschaffung. Laut Claudia Bernhard, frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, wäre dies "ein inakzeptabler frauenpolitischer Rückschritt", der revidiert werden müsse. „Frauen-Nachttaxis gehören heute zum unverzichtbaren Angebot einer modernen Großstadt“, so Bernhard weiter.

 

„In allen anderen Städten werden sie deshalb auch öffentlich bezuschusst. Nur in Bremen ist das nicht so." Deshalb gebe es auch keinen Festpreis, sondern nur einen Abschlag, sodass bei Fahrtbeginn nicht klar ist, wie viel die Fahrt kostet. Bernhard schlägt vor, feste Preise einzuführen und und die Stadt an den Kosten zu beteiligen.

 

Der sogenannte Winke-Tarif ist Bernhard zufolge kein Ersatz. Wie berichtet, plant das Taxi-Gewerbe die Einführung eines Kurzstreckentarifs für Fahrten bis drei Kilometer, für die ein Taxi vom Kunden aus dem fließenden Verkehr herangeholt wird. "Die Idee, dass ein Sondertarif für zufällig vorbeikommende Taxis Sicherheit für Frauen schafft, ist absurd“, so Bernhard.

 

Auch die Grünen sehen in dem Kurzstreckentarif keinen Ausgleich für das Frauen-Nachttaxi. Wichtig sei, sagt Fraktionsvertreterin Kappert-Gonther, dass die Fahrt geplant werden kann, sodass lange Wartezeiten auf offener Straße vermieden werden. "Wir schlagen vor, dass Taxis zum Winke-Tarif von Frauen und Mädchen nachts auch gezielt bestellt werden können.“

 

Die FDP-Bürgerschaftsfraktion zeigte sich zufrieden mit dem Plan: „Der neue Winke-Tarif ist ein wichtiger Baustein, um die innerstädtische Anbindung und Erreichbarkeit zu verbessern“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Magnus Buhlert. Er verwies darauf, dass sich seine Fraktion schon im vergangenen Jahr für einen Kurzstreckentarif ausgesprochen hatte. 

 

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