Das Bremer Taxigewerbe kämpft die letzten 20 Jahre immer wieder gegen erhebliche Umsatzeinbußen an, leider mit bescheidenem Erfolg. Während die Betriebskosten unaufhörlich steigen, kam es in der Vergangenheit nur allzu selten zu adäquaten Tariferhöhungen, meist hinkte das Gewerbe der aktuellen Entwicklung hinterher oder ließ sich vom Mitbewerber davon abhalten, die Preise rechtzeitig zu erhöhen.
Seit Jahren hört man immer wieder die gleichen Argumente:
1. Eine Tariferhöhung führt zu einem massiven Rückgang an Fahraufträgen!
Ein bekannter Grund, allerdings lasst sich dieser durch nichts belegen. Ein Fahrgast denkt bei der Bestellung nicht in erster Linie an den Preis. Die persönliche Notwendigkeit hat höhere
Priorität. Überlegungen wie "Wenn die Fahrt € 16,50,- statt wie vor der Preiserhöhung € 15,-- kostet, dann fahre ich nicht!" finden nicht oder nur sehr untergeordnet statt. Solche
Preisdifferenzen nimmt der Kunde in Kauf, denn er muss mit seinen Koffern zum Flieger oder zum Bahnhof. Der nette Nachbar hat nicht immer Zeit und die BSAG ist nicht für jeden Kunden eine
sinnvolle Alternative.
Die Kundschaft hat sich in den letzten Jahren doch sehr geändert. Die sog. "Spontan- und Spaßfahrten" finden gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer weniger statt. Das
Hauptaugenmerk muss also auf den absolut notwendigen Fahrten liegen, dies sind Fahrten, die unter normalen Umständen nur von Taxen durchgeführt werden können. Hier müssen sich die Fahrpreise
ausrichten, d.h. Taxifahrer und Unternehmer müssen sich von diesem Kuchen ausreichend ernähren können.
2. Festpreise werden durch Krankenkasse diktiert!
Auch hier wird immer wieder von Seiten des TR behauptet, dass wir diese Preisdiktate doch bitte zu schlucken hätten. Falls wir dies nicht täten, wäre in kürzester Zeit ein Mitbewerber mit
ausreichender Zahl an Mietwagen auf dem Markt. Dieses Schreckgespenst wird immer wieder als Symbol für die Unabänderlichkeit der Umstände an die Wand gemalt. Dabei ist es nur eines von vielen
Todschlagargumenten. Es kann nicht sein, daß die Beförderung von Fahrgästen, unter der Bedingung eines teilweisen uralten Festpreises, dem nicht selbstfahrenden Unternehmer bei genauer Berechnung
ein Minus in die Kasse bringt. Da nützt auch die Nichterhebung der ansonsten üblichen Bearbeitungsgebühr bei der Abrechnung nur sehr wenig. Wir sind bei allem Engagement kein Wohlfahrtsverband
sondern Wirtschaftsunternehmen, die sich am Gewinn nach Steuern orientieren müssen. Die Fahrer kommen aufgrund der Entlohnungsstruktur noch mit einem "blauen Auge" davon, da diese in erster Linie
verständlicherweise, zuerst ihren Verdienst sehen. Diese "Dumpingpreise" müssen von der Bildfläche verschwinden und wir müssen die Leistungen unseres Gewerbes mehr in den Vordergrund
stellen.
3. Rechnungstouren bindet Kunden!
Wir übernehmen teilweise schon jetzt das gesamte " Krankenmanagement" des Fahrgastes und am Ende bezahlt der Unternehmer auch noch auf den Rechnungsbetrag die Bearbeitungsgebühr. Die Fahrer
bekommen aufgrund der ansteigenden Anzahl von Rechnungstouren weniger Trinkgeld. Bei der sog. Fahrtenverrechnung des TR steigen die Umsätze jährlich, wem dies nützt, dürfte bekannt sein. Die
neueste Kreativschöpfung ist die umweltfreundliche Geldkarte! Diese ist nur für einmalige Benutzung gedacht,warum kein Gutschein? Ach ja...keine Bearbeitungsgebühr ! Fazit: Taxifahrer leben auch
vom Trinkgeld, immer mehr Rechnungstouren sind Killer des Trinkgeldes und ein seriöser Nachweis einer Kundenbindung kann bis jetzt auch nicht erhoben werden.
4. Thema: Werbung
Es werden jedes Jahr unzählige Werbefahrten durchgeführt und der Taxi-Ruf-Ballon erhebt sich majestätisch über das Weserstadion. Dies und anderer Unsinn wird seit Jahren als Werbung bezeichnet.
Man macht es halt so wie immer und trägt nur selten den Anforderungen des modernen Dienstleisters Rechnung. Hier wird zweifelsohne bemühten Laien eine ganze Menge Geld in die Hand gegeben und
diese verteilen es nach bestem Wissen. Nur reicht das bisherige beste Wissen nicht mehr aus, um die ansonsten doch so innovative Dienstleistungszentrale und den TR nachhaltig in der Bevölkerung
positiv darzustellen, so daß auch in der Wirklichkeit ein Zuwachs an Fahrgästen möglich werden kann.
Es ist einfach nicht nachzuvollziehen, warum man sich nicht die Tatsache zu Nutze macht, das fast an jeder Ecke Werbe und Kreativspezialisten ihre Büros eröffnen und sicherlich großes Interesse
hätten, neue Beschäftigungsfelder für Taxiunternehmen zu entwerfen. Dies wäre nicht teuer denn gerade in diesem Marktsegment ist das Angebot recht groß. Die IG wäre, falls dies gewünscht
sei, bei der Suche nach einem geeigneten Partner gerne behilflich.
5. Taxi-Roland
Der Taxi-Ruf Bremen ist unumstrittener Marktführer im Lande Bremen; nicht zuletzt seiner monopolartigen Stellung im Lande. Ungefähr 470 von 570 Taxen sind dem TR angeschlossen, davon 64 Fahrzeuge
unter dem Dach von Taxi-Roland. Nach dem Zusammenschluss mit Hansa Funk-Taxen übernahm der TR eine recht große Anzahl von Gaststätten vom ehemaligen Mitbewerber. Die Anzahl war zu diesem
Zeitpunkt ungefähr gleich groß mit der von Taxi Roland.
Heutzutage hat der TR in Nachtschichten, insbesondere von Sonntag bis Donnerstag, nur noch 20 Prozent aller geöffneten Gaststätten, die als Stammkunden bezeichnet werden können. Das Nachtgeschäft
wurde von Seiten des TR schon immer sehr stiefmütterlich behandelt. Nach den der IG vorliegenden Informationen ist das Tourenaufkommen von Taxi Roland in den Abendstunden ab 21:00 werktags etwa
gleich groß dem des TR. Und das obwohl bei Taxi Roland derzeit kaum mehr als etwa 20-25 Taxen am Funk teilnehmen. Früher wurden die Fahrer beim TR noch gefragt, ob diese bereit wären eine
Funktour von einer Gaststätte zu fahren. Die Frage erschließt sich mir bis heute nicht...
Wie im Tagesgeschäft der Dialysepatient, so ist natürlich eine Gaststätte einer der existenziellen Eckpfeiler des Nachtgeschäftes und diese Kunden gilt es schlußendlich wieder zurück zu
gewinnen. Eine solche Einstellung zu Gaststätten, wie in den 80er Jahren vom TR kultiviert, führt zu den jetzigen Ergebnissen. Unter normalen Umständen müsste die Wirtschaftskraft des TR
ausreichen, um einen vergleichbar kleinen Mit-bewerber ins Feld zu schlagen. Aber die Umstände sind nicht so, selbst alle gut besuchten gastronomischen Betriebe in der Jacobistrasse bestellen
lieber bei dem Mitbewerber aus der Duckwitzstasse ihre Taxen!
Hier stellt sich die berechtigte Frage nach dem Warum?
Die Einstellung zu den Gaststätten hat sich nicht grundlegend verändert, die frühere Haltung ist vielen noch in Erinnerung. Hier hat sich das Image des TR in den letzten 20 Jahren nicht
verändert. Man will Schulungsmodule nach wie vor bei den Fahrern durch-setzen: eines davon heißt "Markt und Image". Der TR wäre gut beraten, das immer noch verstaubte eigene Image endlich
aufzupolieren und endlich Profis ans Werk zu lassen. Anstatt immer wieder neue technische Spielzeuge, für die immer weniger werdenden Fahraufträge anzuschaffen, wäre eine Rückbesinnung auf das
eigentliche Tätigkeitsfeld einer Taxizentrale dringend notwendig. Stichwort: Kerngeschäft.
Man sollte endlich anfangen die wichtigen Interessen der Fahrer und Unternehmer in den Vordergrund zu stellen und es interessiert niemand, wie eine Tour vermittelt wird. Hauptsache sollte es endlich wieder sein mehr Aufträge zu generieren und zu vermitteln. Dann geht die Rechnung für Halter und Fahrer am Monatsende auch wieder auf.
Ein IG-Mitglied
(Autor der IG bekannt)