Die geplante Einstellung des Frauen-Nachttarifs bei Taxifahrten sorgt für Kritik. Insgesamt sollen Taxifahrten um 5,5 Prozent teurer werden und ein neuer Winke-Tarif eingeführt werden: Wer ein Taxi auf der Straße anhält, soll ab Oktober für die ersten drei Kilometer sieben Euro bezahlen. Davon verspricht man sich eine Verringerung der Leerfahrten.
Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrssenators, erklärte, das Ressort habe das Vorhaben der Taxiunternehmen geprüft und keine Einwände. Über die Änderungen des Tarifs soll die Verkehrsdeputation im August oder September abstimmen.
Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe hält die Abschaffung des Frauen-Nachttaxis für „schade“. Für kurze Strecken hoffe sie auf den Winke-Tarif als gute Alternative.
Marko Bark, Sprecher der Interessensgemeinschaft Bremer Taxifahrer, ist da skeptisch: Es sei „katastrophal“, dass Frauen nachts bald deutlich mehr bezahlen sollen. Frauen hätten die Fahrten des Frauen-Nachttarifs auch für längere Strecken in Anspruch genommen und die Fahrten planen können. Insgesamt kritisiert er die Preiserhöhungen: „Die kommen nicht bei den Fahrern an, sondern es gibt unterm Strich weniger Kunden“, sagte Bark. Düsseldorf habe einen Winke-Tarif nach wenigen Wochen wieder abgeschafft. Nur in Berlin gebe es den noch. Dort allerdings ist die Konkurrenz für Taxen durch Carsharing-Anbieter wie Car2go besonders groß, bei denen die Leihautos für eine Strecke benutzt und dann irgendwo stehen gelassen werden können.
Die geplante Abschaffung des Sondertarifs kritisierte Sybille Böschen, gleichstellungs-politische Sprecherin der SPD-Fraktion, auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, nannte das Vorhaben „enttäuschend“.
Dafür, dass Frauen sich auch nachts sicher durch die Stadt bewegen könnten, habe das vergünstigte Nachttaxi einen wertvollen Dienst geleistet. Der Winke-Tarif sei kein Ersatz. Wichtig sei ja, dass die Fahrt geplant werden kann, um „lange Wartezeiten auf offener Straße zu vermeiden“. Als „inakzeptablen frauenpolitischen Rückschritt“ bezeichnete die Frauenpolitikerin der Linksfraktion, Claudia Bernhard, den Plan des Senats.
Ihr zufolge gehören Frauen-Nachttaxis heute zum unverzichtbaren Angebot einer Großstadt. „In allen anderen Städten werden sie deshalb auch öffentlich bezuschusst. Nur in Bremen ist das nicht so.“ Statt der Abschaffung plädiert Bernhard für die Einführung eines Festpreis-Modells, je nach Entfernung.
Die allgemeine Preiserhöhung beim Taxitarif hält sie hingegen für vertretbar, dem Winke-Tarif steht sie jedoch skeptisch gegenüber: „Der gestiegene Mindestlohn muss sich auch im Preis niederschlagen. Unterm Strich kommen viele Taxi-Angestellte ohnehin nicht wirklich auf den Mindestlohn“. Der Winke-Tarif komme allerdings in der Stadt vor allem jenen Menschen zu Gute, die Taxi fahren wollen, wo viel los ist.