VON ASTRID SIEVERT
Mitte – Bremens Taxifahrer sehen rot. Der Vorstand des Vereins Taxi-Ruf hat beschlossen, den Qualitäts-Standard für Fahrgäste zu verbessern.
Und verdonnert deshalb alle Fahrer der 475 Taxen zu Benimm-Kursen. Bezahlen müssen sie die Fortbildung aber selbst. Vorgeschrieben sind fünf mal je vier Stunden Weiter- bildung zu den Themen Höflichkeit, Taxirecht, Kranken- beförderung und Fahrsicherheitstraining. Jeder Kursus kostet die Fahrer 35 Euro plus Verdienstausfall. Wer sich weigert, dem droht Ausschluss von der Auftragsvergabe über Datenfunk. Und dadurch 30 bis 50 Prozent weniger Umsatz.
Bremens Taxifahrer sind empört. Rolf Heissenbüttel (64): „Es trifft die Falschen. Ich fahre seit 31 Jahren Taxi, bin von Haus aus höflich.“ Kollege Ernst Skor (63): „Ich weiß selbst, was sich gehört. Für mich ist diese Nachhilfe eine Beleidigung.“
Jan Cassalette (31), Vorstandsmitglied der Fachvereinigung, verteidigt die Aktion: „Wir haben ein gewaltiges Qualitätsproblem, viele Beschwerden über unfreundliche Taxifahrer und mangelnden Service. Um das Vertrauen der Kunden zurück zu gewinnen, sind wir dazu gezwungen. Es ist bedauerlich, wenn es auch Fahrer trifft, die es nicht nötig hätten.“
Nun müssen alle ran. Denn die Fortbildungen werden in die „Gestattungsverträge“ aufgenommen, die die Fahrer alle fünf Jahre neu unterschreiben müssen. Doch die Betroffenen wehren sich. Einige haben Rechtsanwälte eingeschaltet, andere sammeln Unterschriften. Heissenbüttel: „Wenn Arbeitgeber so etwas verlangen, sollen sie die Zeche auch bezahlen.“