Nach den Fahrern haben sich nun auch Bremer Taxiunternehmer zusammengesetzt, um die Missstände beim Taxi-Ruf im eigenen Interesse zu bearbeiten. Für Unmut sorgen die hohen Kosten, die die Vermittlungsstelle als Monopolist diktiert und gleichzeitig das fehlende Stimmrecht vieler Unternehmer. Möglich wird das durch die Struktur des Vereins Taxi-Ruf e.V., welcher sich allenfalls nur entfernt an demokratischen Grundsätzen zu orientieren scheint.
Insbesondere müssen die Unternehmer immer neue technische Spielereien bezahlen. Die Umsätze steigen dadurch natürlich nicht. Weder durch den Einbau veralteter Computer bei immer derselben Firma, geschweige denn durch den Austausch einzelner Komponenten im Funksystem, wie nun ein neues Kartenlesegerät, wird auch nur ein einziger Cent mehr Umsatz kreiert. Im Gegenteil entscheidet die Chefetage allein über Preisnachlässe für Kunden und "Bearbeitungsgebühren", die die Unternehmer außerdem schlucken müssen.
Schließlich zeigte sich an der Datenschutz-Pleite des TR, dass die Entscheidungen nicht mit der nötigen Sorgfalt getroffen wurden. Das Halterportal mit seinen Überwachungsfunktionen hatte keinen wirklichen Nutzen für die meisten Unternehmer. Nun hat der Landesdatenschützer Stelljes zur Abschaltung desselben aufgefordert. Das investierte Geld ist daher futsch. Und die Datensammelwut ist ein Spiel mit dem Feuer: Verbeek selber sagte, dass die Daten für das Finanzamt gespeichert würden.
Die Unternehmer fragen nun:
Wessen Interessen werden hier bedient?
Möglich wird dies durch ein Machtgefüge, das schnelle Änderungen und direkte Teilhabe ausschließt, denn die Vorstände müssen sich nur alle vier Jahre, und das auch nur einzeln, zur Wahl stellen. Vier Jahre mit gesicherten Bezügen in unveröffentlichter Höhe. Stimmberechtigt dafür sind nicht reale Personen, sondern "Betriebe". Sie zahlen pro Stimme 2000 € "Eintrittsgeld". D.h., dass Unternehmer mit mehreren Geschäften (=Firmen, die mehrere Konzessionen besitzen können), mehr Stimmen besitzen, als Einzelunternehmer.
Der Taxi-Ruf hat vor wenigen Jahren die Satzung dahingehend geändert, damit sich dieses Machtgefüge erhalten lässt. Mit dieser Änderung kam eine dritte Klasse hinzu: Die der Unternehmer, die nicht sofort Mitglied werden dürfen, aber Kosten wie Einnahmen vom Monopolisten einseitig diktiert bekommen. Man nennt sie "Vertragspartner". Diese Erfindung garantiert dem TR wesentlich höhere Einnahmen und quasi Linientreue.
Diese Vertragspartner müssen sich nun zunächst fünf Jahre beweisen, damit sie Mitgliedschaft und Stimmrecht beantragen können. Während dieser Zeit zahlen sie einen um 60 € erhöhten Beitrag - also insgesamt 3600 € extra an den TR. In dieser "Probezeit" müssen sie dem Kosten-Einnahmen-Diktat des monopolistischen Tourenvermittlers folgen. Erst nach Ablauf dieser Frist entscheidet der TR auf Antrag, ob die Vertragspartner- für eine weitere Zahlung von 2000 € - als Mitglieder mit Stimmrecht aufgenommen werden können. Eine wirkliche Opposition kann so ausgeschlossen werden.
Nicht wenige Unternehmer beginnen sich jetzt zu wehren. Sie werden offen auftreten und spätestens auf der VV Erklärungen für etliche Fragen einfordern. Unter ihnen sind auch IG-Mitglieder, aber keineswegs ausschließlich. Die IG sieht die Ursache der schlechten Arbeitsbedingungen auch in der Führung des Unternehmerverbandes. Und schließlich können nur gesunde Unternehmen auch gute Arbeitsbedingungen sichern helfen. Es wird deshalb Zeit, auch die strukturelle Organisation des TR auf den rechtlichen Prüfstand zu stellen und das finanzielle Ausbluten zu verhindern.